Antisemitismus unter Kulturschaffenden „durchaus gut etabliert“

Die Antisemitismusbeauftragte der NRW-Regierung Sabine Leutheusser-Schnarrenberger beklagt Israelhetze

von Andreas Rehnolt

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger - Foto: NRW
Antisemitismus laut Leutheusser-Schnarrenberger
unter Kulturschaffenden „durchaus gut etabliert“

Die Antisemitismusbeauftragte der nordrhein-westfälischen Landesregierung, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat angesichts der massiven antisemitischen Äußerungen bei der Abschlußgala des international bedeutenden Filmfestivals Berlinale am vergangenen Freitag bedauert, daß Antisemitismus unter Kulturschaffenden und in Teilen des Kulturbetriebs „durchaus gut etabliert“ sei. Gegenüber der in Düsseldorf erscheinenden Tageszeitung „Rheinische Post“ (Freitagausgabe) erklärte die frühere Bundesjustizministerin (FDP), es sei für sie „keine Überraschung“, daß es solche Äußerungen und Aktionen bei der Berlinale gegeben habe.

Die Antisemitismusbeauftragte sagte weiter, daß es schon unmittelbar nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit weit über 1.000 Toten und über 200 Entführten ein „großes Schweigen“ vieler in Kulturinstitutionen Tätigen gegeben habe. Es habe auch in erschütterndem Maße an Mitgefühl und Empathie mit den Opfern, sowie deren Freunden und Familien gefehlt, so Leutheusser-Schnarrenberger gegenüber der Zeitung weiter.  Künftig werde man von Seiten der Politik auch ein stärkeres Augenmerk darauf richten müssen, welchen kulturellen Einrichtungen staatliche Unterstützung gewährt werden soll, so die Antisemitismusbeauftragte.

Sie kritisierte auch, daß die Leitung der Berlinale nicht sofort nach der abendlichen Gala auf die antisemitischen Äußerungen von prämierten Filmemachern und den Applaus des Publikums reagiert hatte. Das wäre „sehr viel glaubhafter“ gewesen. „Wenn man, wie die Berlinale Achtsamkeit und Respekt als Richtschnur für das Festival und alle Teilnehmer auslobt und dann bei der Preisverleihung vor breiter, internationaler Bühne Israelhetze unwidersprochen applaudiert, ... zeugt das von fehlendem Bewußtsein für propalästinensische Parolen, die das Existenzrecht Israels negieren“, so Leutheusser-Schnarrenberger weiter.
 
Redaktion: Frank Becker